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Milliardengeschäft

Zwischen Liebe und Konsum: So stark profitiert der Handel vom Muttertag

Besonders beliebt am Muttertag: Blumengeschenke.
Besonders beliebt am Muttertag: Blumengeschenke.

Der Muttertag bedeutet ein Milliardengeschäft für den Handel. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet mit immer mehr Umsatz. Waren es 2024 noch 1,02 Milliarden Euro, ist die Verkaufsprognose 2025 auf 1,08 Milliarden Euro gestiegen. Davon ausgeschlossen sind Ausgaben für Gastronomie und Geschenkgutscheine.

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30 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher planen laut HDE, Geschenke zum Muttertag zu kaufen. Im Schnitt werde jeder einzelne 19,26 Euro ausgeben. Das ergab eine Erhebung mit 502 Befragten im Auftrag des Verbands.

Spitzenreiter der Geschenke sind Blumen. 58,7 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher gaben an, Blumen kaufen zu wollen. Dahinter folgen Lebensmittel (43,7 Prozent), Parfums und Kosmetik (32,5 Prozent), Dekoartikel (25,6 Prozent) sowie Bekleidung und Accessoires (22,5 Prozent).

„Der Muttertag zählt neben dem Valentinstag und Weihnachten zu den wichtigsten Tagen für Blumengeschenke“, sagte Klaus Götz, Präsident des Fachverbands Deutscher Floristen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

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Es gehöre für viele zur Tradition, ihre Mütter an diesem Tag mit Blumen zu beschenken. „Blumen sind und bleiben ein Kulturgut, das uns seit Menschheitsgedenken begleitet“, so Götz.

Der Muttertag ist laut Klaus Götz, dem Präsidenten des Fachverbandes Deutscher Floristen, neben dem Valentinstag und Weihnachten am wichtigsten für Blumenhändler.
Der Muttertag ist laut Klaus Götz, dem Präsidenten des Fachverbandes Deutscher Floristen, neben dem Valentinstag und Weihnachten am wichtigsten für Blumenhändler.

Umweltorganisationen hingegen üben wegen ökologischer Bedenken Kritik am Blumenkauf. „Das Thema Nachhaltigkeit ist auch ganz stark in unserem Beruf angekommen, da führt kein Weg daran vorbei“, sagte Klaus Götz. Jedoch sieht der Präsident des Floristenverbands die Verantwortung für mehr Nachhaltigkeit vor allem bei der Produktion: „Wir haben als Endverkaufsbetrieb wenig Chance, etwas zu verändern.“

Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass viele Schnittblumen per Flugzeug aus Afrika und Südamerika importiert werden – was sich negativ auf die Klimabilanz auswirkt. Zudem sind diese Blumen häufig mit Pestizidrückständen belastet, wie eine Untersuchung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) an Sträußen aus Afrika zeigte.

In Deutschland gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für solche Rückstände auf Schnittblumen, erklärte Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) dem NDR. Zwar verbietet die EU bestimmte Chemikalien, doch bei Importen gelten meist die Vorschriften des Herkunftslandes.

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„Viele Geschäfte werden von regionalen Anbietern betrieben. Aber es gibt Fälle, in denen der regionale Markt noch nicht in der Lage ist, liefern zu können“, räumt auch Klaus Götz ein. Es gebe dazu jedoch einen regen Austausch unter Floristinnen und Floristen.

Der BUND rät, zu regionalen Bio-Blumen oder Trockensträußen zu greifen. Abseits von Blumen ist die Auswahl an Muttertagsgeschenken immens. Der Tag ist – wie viele andere Ehren- und Feiertage – von Konsum geprägt.

Geschenke zum Muttertag: Handel profitiert von emotionalem Anlass

„Soweit Feiertage einen kulturellen, Traditionen verpflichtenden Hintergrund haben wie beispielsweise Weihnachten, Ostern oder auch der Muttertag, dann leiten sich daraus bestimmte Rituale des Konsums beziehungsweise des Beschenkens ab“, sagte der Ökonom und Konsumforscher Ingo Balderjahn dem RND. Zu Ostern seien das etwa Schokoladenhasen und -eier, zum Muttertag Blumen für die Mütter.

Warum scheinen solche Tage einen besonderen Kaufanreiz zu bieten? Ingo Balderjahn erklärt es wie folgt: „Der Konsum wird natürlich vom Handel mit entsprechenden Marketingkampagnen instrumentalisiert. Da werden gerne Bedürfnisse nach Liebe, Zuneigung und Zugehörigkeit durch Kampagnen adressiert.“

Muttertag war ursprünglich politisch geprägt

Der Ursprung des Muttertages ist ein anderer. Seine Anfänge hat der Ehrentag in den USA. Die Feministin Anna Marie Jarvis gründete 1858 die „Mother’s Day Work Clubs“, um Mütter bei der Kindeserziehung zu unterstützen und sie zu würdigen.

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In Deutschland wurde der Muttertag erstmals 1923 gefeiert. 1934 nutzen die Nationalsozialisten den Tag zu propagandistischen Zwecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst abgeschafft, kehrte der Muttertag in den 1950er-Jahren in der Bundesrepublik zurück – vor allem als kommerzieller Ehrentag.

Das muss allerdings nicht sein, betont Konsumforscher Balderjahn. „Jeder Einzelne kann sich frei entscheiden, ob er oder sie diesem Konsum- und Werbedruck folgen oder ignorieren will.“ Schließlich könne man konsumieren, was man selbst für nötig und nützlich halte.