Hakanai bietet beim Schattentheater Schönes fürs Auge
Schwäbisch Gmünd. „Hakanai“ kommt aus dem Japanischen und bedeutet zerbrechlich, vergänglich, flüchtig. Dieses Gefühl des Fragilen vermittelte Claire B von der Lyoner Schattenspielertruppe sehr gekonnt. Trotzdem bleibt die unbeantwortete Frage nach der Aussage des Auftritts. Würfelförmig stand das Metallgerüst am Dienstag im großen Saal des Prediger, umspannt von durchsichtigem Vorhangstoff und von genau justierten Projektoren erfasst. Zunächst kreisten Buchstaben über die „Wände“ des Kubus, reflektierten an den Saalwänden.
Dann kam die Tänzerin. Ihre Bewegungen müssen genau platziert sein, dass sie von den Projektoren aufgenommen und umgesetzt werden. Nur so kann sie das Gitter, das inzwischen den Kubus eingefangen hat, bewegen. Sie lässt die Stäbe wachsen und verschwinden. Wie an einem Vorhang zieht sie, bringt die Lichtstreifen zum Schwingen und Flattern, mal rhythmisch behutsam, mal chaotisch. Nichts hat Bestand.
Aus Wasser wird ein Schneetreiben
Fließend wechseln die Szenen, in welchen sich Claire bewegt. Aus der Harmonie wird ein atonales Brummen, monotones Trommeln und verstörendes Quietschen. Wenn schon das Vergängliche, dann bitte mit Schaudern. Claire taucht ab, präsentiert eine Unterwasserwelt, lässt am Vorhang Luftblasen blubbern und Wellen schlagen. Und schlagartig ändert sich das Bild. Aus dem Wasser wird ein Schneetreiben, oder sind es Spinnweben, Löwenzahnsamen, Sternbilder? Der Phantasie der Betrachter sind durch Inhalte keine Grenzen gesetzt. Der Tanz geht inmitten des Flimmerns weiter, Claire B. beherrscht das Szenenbild um sie herum.
Aus nachhallendem Donner wird melancholischer Musik, Schnee und Regen hüllen den Kubus ein, gehen in ein Gitter über und ein Donnerschlag und Kanonenschüsse reißen weiße Löcher in die Hülle. Die Lyoner Truppe bot viel Schönes fürs Auge, weniger angenehmes fürs Ohr, viele Assoziationen und keine Handlung.
RZ

