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Protest von der Zuschauertribüne

Buhrufe und Pfiffe im Landratsamt gegen Klinik-Pläne im Ostalbkreis

Die Kliniken Ostalb stehen vor einer Reform. Kliniken sollen verschmelzen, in Essingen wird ein neues Zentralklinikum gebaut. Das Foto entstand im Stauferklinikum Mutlangen.
Die Kliniken Ostalb stehen vor einer Reform. Kliniken sollen verschmelzen, in Essingen wird ein neues Zentralklinikum gebaut. Das Foto entstand im Stauferklinikum Mutlangen.

Ostalbkreis. Auf ein so starkes Interesse wie am Montag dürfte noch keine Sitzung des Verwaltungsrates der Kliniken gestoßen sein: Die Sitzgelegenheiten reichten kaum aus, so stark war am Montag der Andrang aus dem Raum Ellwangen und Virngrund in der öffentlichen Sitzung.

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Gegen die Pläne des Landratsamts und der Klinik-Leitung haben Bürgerinnen und Bürger am Montag im Verwaltungsrat der Kliniken Ostalb protestiert.
Gegen die Pläne des Landratsamts und der Klinik-Leitung haben Bürgerinnen und Bürger am Montag im Verwaltungsrat der Kliniken Ostalb protestiert.

Entgegen seinen ursprünglichen Planungen kündigte Landrat Dr. Joachim Bläse an, es werde am Schluss der Beratungen keinen Empfehlungsbeschluss für den Kreistag geben. Es gibt Diskussionsbedarf, denn die Einschnitte klingen hart.

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Die Verwaltung plant, im Zuge der Klinikreform die Urologie, Gynäkologie und Geburtshilfe von Ellwangen nach Mutlangen zu verlegen. In Ellwangen sollen der stationäre OP-Betrieb im zweiten Halbjahr 2025 und der ambulante Betrieb Ende 2026 geschlossen werden. Mutlangen soll die Kinderklinik an Aalen abgeben, die dort bis 2027 zentralisiert werden kann. Die onkologische Chirurgie könnte dann im Stauferklinikum konzentriert werden. Das erhitzt die Gemüter.

Der Ellwanger Bürgermeister und Grünen-Kreisrat Volker Grab sagte, er hätte diesen Vorschlägen des Landrats und der Klinik-Leitung jetzt ohnehin nicht zugestimmt. Deutliche Kritik artikulierte der Ellwanger OB Michael Dambacher an den Plänen, soweit sie seine Stadt betreffen, und erhielt dafür mehrfach starken und langanhaltenden Beifall. Wie aufgeheizt die Stimmung war, zeigte sich auch an Buhrufen und Pfiffen für den Landrat. Auf Plakaten war sogar zu lesen: „Nicht mein Landrat“ und „Diese Entscheidung kostet Leben“. Ein offener Punkt: die Notfallversorgung.

Der Gmünder Oberbürgermeister und CDU-Kreisrat Richard Arnold wies darauf hin, dass die Kommunen das 60-Millionen-Defizit über die Kreisumlage ausgleichen und diese deutlich ansteigen müssten. Von etwa zehn Prozentpunkten war die Rede.

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Ein Punkt würde in Gmünd 1,3 Millionen Euro ausmachen, rechnete Sigrid Heusel (SPD) vor - fast so viel, wie eine Kindergartengruppe kostet. Sie forderte Mut zu Entscheidungen. Es seien noch viele Fragen bei Urologie und Kinderklinik offen, betonte Stephanie Eßwein (CDU): „Wir wollen für alle die bestmögliche Versorgung“, bekräftigte sie.

Der Landrat unterstrich in seinem Schlusswort, der Zeitdruck sei maximal. „Ich stelle mich meiner Verantwortung und ducke mich nicht weg!“ Aber viel Zeit habe man nicht. Veronika Grohmann (Grüne) sagte: „Wenn ich keine gute Gesundheitsversorgung habe, nützt mir ein Schwimmbad auch nicht, weil ich es nicht nutzen kann.“

RZ