Holzwurmbefall und statische Probleme

Rettungsaktion für St. Anna: Sanierung rettet Kulturdenkmal vor dem Verfall

Die Wallfahrtskirche St. Anna in Tanau steht vor einer umfassenden Rettung: Schwere Statikschäden, verfaulte Balken und Holzwurmbefall machen eine aufwendige Generalsanierung nötig.

Durlangen-Tanau. Die kleine Wallfahrtskirche St. Anna in Tanau, die in den letzten Jahrzehnten mehrfach Renovierungen erfahren hat, steht seit September im Mittelpunkt einer umfassenden Sanierung. Es ist keine Routinemaßnahme: Wer genau hinschaut, erkennt schnell, dass es sich um eine Rettungsaktion für ein einzigartiges Kulturdenkmal handelt.

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Im Rahmen einer Bauschau wurden gravierende Mängel festgestellt: Das Dach ist an mehreren Stellen undicht. Über Jahre hinweg eingedrungenes Wasser hatte die Holzkonstruktion zersetzt und zu massiven Schäden geführt. Ganze Balken fehlen, andere wurden durch Fäulnis so stark beschädigt, dass die Statik gefährdet ist.

Besonders problematisch zeigte sich der Übergang vom Kirchenschiff zum Turm. „Durch die Bewegungen des Daches haben sich einige Sparren aus ihren Halterungen gearbeitet“, erklärt Architekt Manfred Hufschmied aus Donzdorf, der die Restaurierung betreut.

Aufwändige Handwerkskunst und unerwarteter Holzwurmbefall

Die Zimmerleute, die speziell für Restaurierungen ausgebildet sind, wenden für die Sanierung historische Techniken an. Fehlende Balken und Sparren werden originalgetreu rekonstruiert. Verfaulte Deckenbalken werden behutsam bis zur gesunden Stelle abgetrennt und im sogenannten „Holz-in-Holz-Verfahren“ ergänzt – ohne Stahldübel, denn Metall würde durch Schwitzwasser neue Schäden verursachen. Bei diesen aktuellen Maßnahmen werden zahlreiche Provisorien früherer Renovierungen in einer Art Generalsanierung überarbeitet.

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Das Dach erhält eine neue Deckung aus traditionellen Biberschwanzziegeln, abgestimmt mit dem Landesdenkmalamt. Um die Giebel vor dem weiteren Abdriften zu schützen, werden spezielle Konstruktionen eingebaut. Auch die Außenwand wird gründlich überarbeitet: Fugen und Risse im Natursteinmauerwerk werden geschlossen und das Ziffernblatt am Kirchturm wird restauriert. Am Ende sollen alle Fenster mit UV-Schutz versehen werden, um die kostbaren Wandmalereien im Chor dauerhaft zu schützen.

Die Wallfahrtskirche St. Anna in Tanau steht vor einer umfassenden Rettung: Schwere Statikschäden, verfaulte Balken und Holzwurmbefall machen eine aufwendige Generalsanierung nötig.

Unerwarteter Befund: Auch im Inneren traten Überraschungen zutage. Beim Einhausen des wertvollen Hochaltars zum Schutz entdeckte man Holzwurmbefall. Die teils aus dem 14. Jahrhundert stammenden Heiligenfiguren wurden vorsichtig abgenommen und an einem sicheren Ort zwischengelagert. Auch hier wird geprüft, ob der Wurm bereits aktiv ist.

Bauzeit bis Frühsommer 2026 – 900.000 Euro Kosten

Der große Baukran, der seit Wochen über dem kleinen Weiler thront, wird die Tanauer noch eine Weile begleiten. Um eine monatelange Straßensperre zu vermeiden, konnte der Kran auf einem privaten Nachbargrundstück aufgestellt werden.

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Baustellenführung und Spendenaktion

Jeder Euro, der unter Spendenzweck: „Spende Renovierung Kirche St. Anna in Tanau“ bei der VR Bank Schwäbischer Wald IBAN DE49 6139 1410 0004 0610 04 BIC: GENODES1WEL gespendet wird, hilft dabei, das Kulturdenkmal dauerhaft zu erhalten. Am Freitag, 5. Dezember, um 15 Uhr findet eine Führung der Baustelle mit dem Architekten Manfred Hufschmied und beteiligten Handwerkern statt. Dabei besteht auch die Möglichkeit, historische und verzierte Dachplatten und Balkenstücke zu erwerben.

Die Sanierungsmaßnahmen an der St. Anna Kirche in Tanau werden bis Frühsommer 2026 andauern. Das Gotteshaus bleibt für den Besucherverkehr geschlossen, Gottesdienste finden in dieser Zeit nicht statt. Wichtig für die Öffentlichkeit: Der angrenzende Friedhof und die Wasserstellen bleiben von der Schließung unangetastet.

Gut 900.000 Euro werden die Arbeiten insgesamt kosten. Zuschüsse kommen vom Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie vom Landesdenkmalamt. Die katholische Kirchengemeinde Zimmerbach-Durlangen muss als Bauherrin rund 55.000 Euro an Spenden beisteuern.

RZ