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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Das neue Museum im restaurierten Schloss Wäscherburg wurde betont kreisübergreifend eingeweiht

Großer Bahnhof für eine kleine Burg, die jedoch von der Staatlichen Verwaltung Schlösser und Gärten Baden-​Württemberg für 2011 sogar als „Schloss des Jahres“ auserkoren ist. Das „Wäscherschlössle“ (Volksmund) zwischen Wäschenbeuren und Lorch wurde gestern Morgen als völlig neu gestaltetes Museum wieder eingeweiht.

Freitag, 15. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 59 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND/​WÄSCHENBEUREN (hs). Vom „Herzstück des Stauferlandes“ war wiederholt die Rede, als zahlreiche Vertreter aus den historisch verknüpften Raumschaften Göppingen und Schwäbisch Gmünd sowie der Landesregierung zu ihren Festansprachen ausholten und der zukünftigen Pächterin und Burgherrin Barbara Gottwik einen ganzen Bund schwerer Schlüssel überreichten. Nach einer traurigen Episode des Niedergangs der Staufergedächtnisstätte in Folge des Todes des rührigen und in der Stauferregion unvergessenen Burgherren Paul Kaiser war die um 1200 entstandene Burg verwaist. Das Amt Vermögen und Bau aus Schwäbisch Gmünd und die Staatliche Verwaltung Schlösser und Gärten Baden-​Württemberg aus Bruchsal haben sich jedoch zwischenzeitlich ganz intensiv um die Rettung und Renovierung des „Wäscherschlössle“ (Volksmund) als öffentlich zugängliches Monument der frühen Geschichte des berühmten Staufergeschlechts bemüht.
Hinzu kam ein kreisübergreifendes Bemühen der geschichtlich miteinander verknüpften Stauferkommunen Göppingen, Wäschenbeuren, Lorch und Schwäbisch Gmünd für ein touristisch sinnvolles und historisch auf der Hand liegendes Zusammenrücken. Das Land investierte über 500 000 Euro für dringend notwendige Umbau– und Restaurierungsmaßnahmen. Moderne Erfordernisse eines Museumsbetriebs mussten hierbei geschickt mit den Vorgaben Denkmalschutz verwoben werden. Ungewöhnlich allein schon die Herstellung eines Fluchtweges aus dem großen „Rittersaal“ im Dachgeschoss und über die Wehrmauer mittels eines ausfaltbaren Rettungsschlauches – fast wie bei einem Passagierjet.
Namens der Landesregierung freute sich der Gmünder Landtagsabgeordnete und Finanzstaatssekretär Dr. Stefan Scheffold über die neue Zukunft des ehrwürdigen Ortes: Diese Wiege des Staufergeschlechts sei ein wichtiges Stück Heimat, ein kulturhistorischer und besuchenswerter Ort für alle Baden-​Württemberger.
Der Vertreter der Landesregierung in heimatverbundener Vorfreude: „Die angemessene Nutzung der Burg ist der beste Denkmalschutz. Mittelalterfeste und Mittelalterkonzerte werden die sagenumwobene Burg mit staufischem Leben erfüllen. Mit neuem Betreiberkonzept, das auch private Veranstaltungen und Familienfeste ermöglicht, werden wir das Wäscherschloss in eine gute Zukunft führen.“
Die historisch gewachsene Stauferregion Gmünd-​Göppingen– Lorch hat Zukunft
Michael Hörrmann, Geschäftsführer Staatliche Schlösser und Gärten aus Bruchsal zeigte sich richtiggehend erleichtert: „Fast drei Jahre haben wir uns auf diesen Tag gefreut.“ Ganz toll finde er das kreisübergreifende Zusammenwirken der Städte und Gemeinden in der historischen Region Stauferland, aus der im Mittelalter ja politische und kulturelle Impulse nach ganz Europa und in den Mittelmeerraum ausgegangen waren. So sei die Region auf dem Weg, eine ganze Reihe von besuchenswerten Monumenten und Museen zu schaffen.
Wäschenbeurens Bürgermeister Karl Vesenmaier rückte gleichfalls die Zufriedenheit über die interkommunale Bewusstseinsbildung auf der Grundlage einer über jahrtausendalten gemeinsamen Vergangenheit in den Blickpunkt. Bürgermeister Dr. Joachim Bläse vertrat beim gestrigen Festakt die Älteste Stauferstadt Gmünd, Oberbürgermeister Guido Till die Staufer-​Verwandtschaft Göppingen.
Premiere hatte bei der Feierstunde auch eine Broschüre: Kloster Lorch (Grablege der Staufer), der Hohenstaufen (Stammburg) und das Wäscherschlössle (Wiege des Staufergeschlechts) werden „als Dreiklang“ dargestellt, um fortan als Ensemble die Besucher aus nah und fern zu informieren und zu faszinieren. Die Kommunen in dieser Geschichts– und Touristikregion wollen die Kreisgrenzen stärker denn je überwinden, um die Historie der „Stauferregion“ direkt vor den Toren Stuttgarts auch im Hinblick auf das bevorstehende Landesjubiläum „60 Jahre Baden-​Württemberg“ ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Hintergedanke natürlich auch: Die Landschaft und die Städte rund um den Hohenstaufen sind ein herrliches Ausflugsgebiet. Die europaweit älteste Stadtgründung der Staufer-​Dynastie ist eh Gmünd, wo im nächsten Jahr der 850. Wiederkehr dieses Ereignisses gedacht wird.
Barbara Gottwik, die neue Pächterin und Museumsleiterin, stammt aus der experimentellen Mittelalter-​Gruppe „Stauferhaufen“ Gmünd/​Lorch, will im „Wäscherschlössle“ sowohl kulturelle, gesellschaftliche als auch museumspädagogische Angebote in die Tat umsetzen.
Das Staatliche Hochbauamt aus Schwäbisch Gmünd sorgte in den letzten Monaten für zeitgemäße Voraussetzungen. Vor allem, so führte Amtsleiter Anton Wagenblast vor Augen, ging es um Brandschutz und Sicherheit der Besucher. Das Treppenhaus wurde in enger Absprache mit dem Landesamt für Denkmalschutz feuerfest und rauchdicht abgekapselt. Auch bekam das Wäscherschlössle einen Museumsshop und eine kleine Gastronomie. Enorm war der Aufwand für Modernisierung der Elektroinstallation. Die Etagen sind unterteilt in Museumsbereiche und auch in Räumlichkeiten, die beispielsweise für Familienfeiern mit Versorgung durch Catering-​Unternehmen gemietet werden können. Noch vor dem großen offiziellen Schlösser– und Burgentag am Sonntag, 29. Mai, will Burgherrin Barbara Gottwik ab sofort die Tore für Besucher öffnen. Burg Wäscherschloss wurde von der Staatlichen Verwaltung Schlösser und Verwaltung sogar zum „Schloss des Jahres 2011“ in Baden-​Württemberg bestimmt.

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